Vorwort

Der hier bereitgestellte Text soll in erster Linie zum Nachdenken anregen. Die allermeisten Taxifahrer und Taxifahrerinnen in Berlin machen ihren Job mehr als gut und sind eine Bereicherung für das Berliner Taxigewerbe. Aber keiner ist sprichwörtlich mit dem Taxi-Schild auf dem Bauch geboren und kann doch eigentlich nur zufrieden sein, wenn man den ein oder anderen Tipp bekommt. So soll dieser kleine Taxi-Knigge auch nur ein kleiner Leitfaden sein und nicht, wie es der Begriff Knigge vermuten lässt, ein dogmatisches Werk, welches eins zu eins umzusetzen ist. Einige werden sich auch gar nicht angesprochen fühlen. Obwohl, bei manch einem wäre es wohl angebracht…

Das Taxi ist nicht nur ein wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Berlin sondern auch eine Dienstleistung, wie keine andere. Gerade in einer Metropole wie Berlin wird einem dieses schnell bewusst. Kein anderer Dienstleister vereint so viele Vorteile und Merkmale wie das Taxi:

  • Das Taxi ist rund um die Uhr verfügbar. Sieben Tage die Woche. Auch an Sonntagen und Feiertagen ist stets das Taxi bereit.
  • Dank eines einheitlichen Tarif ist die Dienstleistung bereits zuvor gut zu kalkulieren.
  • Bedingt durch klare gesetzliche Regelungen ist das Taxi und die zu erbringende Dienstleistung klar definiert.

Wie sieht dann aber leider manchmal die Realität aus?

Was weiß der Kunde, bevor er in ein Taxi steigt? Er weiß, dass das Taxi einen hellelfenbein farbenen Anstrich hat, dass das Taxi über zwei Türen auf der rechten Seite verfügt und dass vorne links jemand sitzt, der Berlin mehr oder weniger gut kennt.

Was für Überraschungen hält das Taxi parat?

  • Auch wenn es eigentlich klar und deutlich gesetzlich geregelt ist, staunt der Fahrgast manchmal nicht schlecht, wie unterschiedlich die Auffassung zum Thema Sauberkeit ausgeprägt ist.
  • Das Umwege manchmal die Ortskenntnis erweitern…
  • Deutsch nicht die einzige Sprache des Universums ist und man immer wieder begeistert ist, in welchen Sprachen und Dialekten einem der Gruß des Tages entgegenschallt.
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Was kann man denn nun als Taxifahrer tun?

Tja, was kann man denn nun eigentlich machen, damit man ein ‚guter Taxifahrer‘ wird und der Kunde zufrieden ist?

Als Erstes sollte man sich vielleicht einmal in die Lage eines potentiellen Taxi-Kunden versetzen und sich selber fragen, warum der- bzw. diejenige überhaupt ein Taxi benutzt. Wer sich das nicht selber fragen kann, braucht doch einfach nur mal die Ohren spitzen, wenn denn einer der wenigen und zugleich begehrten Fahrgäste im Taxi sitzt.

Die eigentlichen Gründe sind schnell aufgezählt:

  • Zeitmangel: Viele Fahrgäste haben es einfach nur eilig und würden, wenn sie denn mehr Zeit hätten, Bus und Bahn benutzen.
  • Fahruntüchtigkeit: Manch einer hat aufgrund der Einnahme von alkoholischen Getränken momentan nicht die Möglichkeit, auf das eigene Fahrzeug zurückzugreifen.
  • eigener Führerschein nicht vorhanden: Diese Gruppe teilt sich eigentlich. Da gibt es diejenigen, die trotz des Zuführens von Alkohol sich hinter das eigene Lenkrad klemmten und von den allseits präsenten Ordnungshütern aus dem Verkehr gezogen wurden und diejenigen, denen das Geld für einen eigenen Führerschein bisher zu schade war oder nicht zur Verfügung stand.
  • eigener PKW nicht vorhanden: Auch wenn denn das graue Läppchen, rosa Blättchen oder schmucke Kärtchen das Portemonnaie ziert, so verfügt doch nicht jeder auch zwingend über das passende Auto. Steigende Benzinpreise sorgen dafür, dass manch einer den eigenen Wagen verkauft und ab und zu auf das Taxi zurückgreift.
  • mangelnde Mobilität: Manch einer kann einfach keine Wege mehr zu Fuß zurücklegen und ist auf ein öffentliches und zugleich individuelles Beförderungsmittel angewiesen.
  • Touristen und Geschäftsreisende: Die mit Abstand größte Gruppe der Fahrgäste und zugleich begehrteste Klientel der Taxifahrer.

Andere fahren eigentlich sehr selten Taxi. Also sollte man sich dessen bewusst sein und die paar, die noch übrig geblieben sind, freundlich behandeln.

Kurze Zusammenfassung

  • Halten Sie das Taxi von innen und außen sauber.

  • Räumen Sie alle Sitze frei, so dass der Fahrgast jeden Sitzplatz belegen kann.

  • Kleiden Sie sich entsprechend der angebotenen Dienstleistung. Ein Taxifahrer, der aussieht als komme er gerade vom Strand, kommt selten gut an.

  • Halten Sie sich am Halteplatz bereit. Gerade als erstes Taxi sollte der Blick über das Lenkrad hinausgehen. Vielleicht kommt ein Fahrgast angelaufen, der Ihre Hilfe benötigt.

  • Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit sollten selbstverständlich sein.

  • Verhalten Sie sich fair. Gegenüber Fahrgästen genauso wie gegenüber Kollegen.

  • Überholen Sie als freies Taxi kein anderes freies Taxi.

  • Fahren Sie vernünftig. Sie gelten als Profi auf der Straße. Außerdem möchte kein Fahrgast ihre Kunststücke als Rennfahrer bewundern. Achten Sie insbesondere auf Sonderfahrstreifen, das sind diese tollen Busspuren, auf andere Verkehrsteilnehmer. Oft laufen unaufmerksame Fußgänger über den Weg.

  • Lernen Sie stets dazu und halten Sie sich mit aktuellen Informationen auf dem Laufenden.

  • Beherrschen Sie die deutsche Sprache.

  • Vermeiden Sie Umwege.

Tipp:

Behandeln Sie jeden Fahrgast gleichbleibend freundlich. Auch wenn es manchmal schwer fällt, so macht es doch gerade den Reiz der Dienstleistung aus, dass man mit Menschen zu tun hat. Und diese sind nun mal unterschiedlich. Also: Lächeln Sie.

Zumeist beginnt die Dienstleistung Taxi damit, dass der Fahrgast in das Taxi steigt. Entweder stehen Sie schon stundenlang am Halteplatz und er kommt so einfach auf Sie zu oder aber Sie werden per Rufsäule oder Funk zur Kundenadresse gerufen.

Tipp:

Verhalten Sie sich wie ein professioneller Gastgeber. Halten Sie das Taxi und auch sich selbst sauber. Halten Sie, wenn es möglich ist, Ihrem Fahrgast die Tür auf und / oder helfen Sie beim Einladen von Gepäck. Räumen Sie Ihren Krempel vom Beifahrersitz. Der Fahrgast hat am Halteplatz nicht nur die freie Wahl, welches Taxi er nehmen möchte sondern auch, wo er sitzen will. Vorne links sitzen Sie, die anderen Plätze sind alle für Fahrgäste bestimmt. Lassen Sie Ihre Enttäuschung über die viel zu kurze Tour nicht Ihren Fahrgast spüren. Er wird Ihnen zuliebe nicht umziehen oder nur, damit es Ihrer Kasse passt, einen Schlenker über Potsdam wünschen. Es gibt für alles eine ausgleichende Gerechtigkeit. Sie maulen auch keinen Fahrgast voll, wenn er von Frohnau nach SXF möchte. Oder würden Sie jeden Kunden aus Ihrer Bäckerei werfen, weil er nur zwei Brötchen kauft?

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Die Ortskenntnis oder wie man über Rom und Paris nach Erkner kommt….

Nur mal so vorab zur Klarstellung. Mit Bestehen der Ortskundeprüfung und dem Aushändigen des P-Schein (FzF) haben Sie die größte bürokratische Hürde genommen und sind auf dem besten Wege, ein Profi zu werden. Wohlgemerkt: zu werden! Sie wissen jetzt mehr über die Stadt als viele Berliner und erst recht mehr als manch ein Tourist. Aber bis zum Profi ist es noch weit. Das meiste, was man über Berlin und seine Straßen wissen sollte, lernen Sie in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten. Also sparen Sie sich jegliche Prahlerei gegenüber älteren Kollegen, die nicht (mehr) über das von Ihnen in der Prüfung abverlangte theoretische Wissen verfügen.

Trotzdem sollten selbst die Grundkenntnisse ausreichen, um jeden Fahrgast mit dem Taxi von A nach B zu transportieren.

Tipp:

Befördern Sie also den Fahrgast, wenn er nichts anderes wünscht, auf dem kürzesten Wege zum Ziel. Scheuen Sie sich nicht, ab und zu mal einen Blick auf den Stadtplan zu werfen. Auch das Navigationsgerät kann bei Gelegenheit durchaus hilfreich sein. Allerdings nicht auf Kosten des Fahrgastes und auch nicht so, als dass Sie und Ihr Taxi zur Gefahr für den anderen Verkehr werden. Denken Sie daran, dass Zweck, Ziel und Ablauf der Fahrt einzig und allein der Fahrgast bestimmt und folgen Sie den Wünschen des Fahrgastes. Das ist nicht nur wünschenswert sondern auch gesetzlich so geregelt. Vermeiden Sie auf alle Fälle Umwege, nur um ein paar Euro mehr auf das Taxameter zu bekommen. Der Fahrgast ist nicht doof und im schlimmsten Fall für immer vom Taxigewerbe enttäuscht und somit als Kunde verschwunden.

Das leidige Thema…

Leider sollte es eigentlich kein Thema sein, aber trotzdem kommt es in Einzelfällen vor, dass manch ein Taxifahrer der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Das ist nicht nur ärgerlich und unverständlich (im wahrsten Sinne des Wortes) sondern unter Umständen auch gefährlich. Wenn jemand eine Dienstleistung betreibt, ist es mehr als ein Glücksfall, wenn er seine Kundschaft multilingual bedienen kann. Nicht nur englisch und französisch gehören zu den begehrten Fremdsprachen. Auch andere Sprachen trifft man in diesem Gewerbe mehr oder weniger häufig an.

Nur sollte man dabei eines nicht aus den Augen verlieren: Ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache. Jeder sollte in der Lage sein, die Wünsche der Fahrgäste sowie die Kommunikation über Funk zu verstehen. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass Ihnen jeder Fahrgast einen Zettel zeigt, auf dem das Fahrziel steht oder dass die Zentrale nur per Display mit Ihnen kommuniziert. Sie müssen sich jederzeit gut verständigen können. Also lernen Sie, falls notwendig, die deutsche Sprache und Sie werden sich nicht nur wohler sondern auch sicherer fühlen. Oder erwarten Sie im Ernstfall, dass der Polizist ‚Ihre‘ Sprache spricht oder die Zentrale über Funk Sie verstehen kann?

Tipp:

Sollten Sie zu denen gehören, die die deutsche Sprache lernen wollen oder müssen, dann tun Sie das auch. Kaufen Sie sich doch einfach mal abwechslungshalber eine deutschsprachige Tageszeitung und versuchen Sie, die Artikel zu lesen. Besuchen Sie entsprechende Kurse an den Berliner Volkshochschulen.

das Taxi

Auch ein älteres Taxi kann gepflegt aussehen. Muten Sie dem Fahrgast keine Klapperkiste zu. Halten Sie das Taxi sauber und nutzen Sie die Zwangspausen am Halteplatz um das Taxi zu pflegen. Innen und außen ab und zu mal putzen und wienern und der Fahrgast wird es danken. Außerdem ist das Taxi Ihr Arbeitsplatz. Erst recht ein Ansporn, das Taxi sauber zu halten. Glasreiniger, Politur und Tücher kosten nicht die Welt.

Das Wichtigste – Ihr Wissen

Vertrauen Sie nicht darauf, dass man Ihnen über Funk alle Fragen beantworten wird. Halten Sie sich selber auf dem Laufenden und eignen Sie sich Wissen an. Lesen Sie im Internet nach oder kaufen Sie Stadtmagazine um über das Aktuelle in Berlin informiert zu sein. Ganz wichtig: Aktuelle Messetermine! Bei der Gelegenheit gleich noch eine Bemerkung am Rande. Jeder, der in der Auftragsvermittlung tätig ist, würde Ihnen gerne raten, dass Sie sich doch mal das Messegelände selber anschauen. Keine Panik, Die Hallen werden nicht ständig umnummeriert und die Messe Berlin stellt ausreichendes Infomaterial zur Verfügung. Warum gibt es dann zu jeder Messe in Berlin die selben ‚bescheidenden‘ Fragen? Wo ist welche Halle? Welche Halle muss von welchem Eingang angefahren werden? Welcher Aussteller ist wo zu finden? Und: Welche Messe ist denn gerade in Berlin und wie lange geht die eigentlich noch? Tipp: Einfach mal auf den Seiten der Messe Berlin vorbeischauen und sich einen Messeplan ausdrucken.

Das Werkzeug

Neben dem Taxi selbst gehören noch viele Dinge zu den notwendigen Arbeitsmitteln. Jeder Handwerker braucht vernünftiges Werkzeug. Also besorgen Sie sich einen aktuellen Stadtplan sowie Straßenverzeichnis. Wechselgeld wäre auch nicht verkehrt, es soll ja immer noch Fahrgäste geben, die die Taxifahrt nicht passend bezahlen. Selbst ein vernünftiger Kugelschreiber kann Wunder wirken.

Kollegialität

Manchmal wird man das Gefühl nicht los, dass es keine Kollegen mehr gibt. Dabei wäre es so einfach, wenn man nur ein wenig Rücksicht nehmen würde.

  • Behandeln Sie als Taxifahrer jeden anderen ihres Berufsstandes als Kollegen. Unabhängig von Nationalität, Zugehörigkeit zu einem Funk oder gar Fabrikat des Taxis. Manchmal ist das nicht einfach, aber es ist langfristig einfach besser.
  • Überholen Sie als freies Taxi kein anderes freies Taxi, welches vor Ihnen fährt. Das Taxi vor Ihnen hat das selbe Ziel. Es ist auf der Suche nach einem Fahrgast! Und denken Sie daran: Die meisten Fahrgäste stehen am rechten Straßenrand, wenn sie ein Taxi suchen.
  • Verhalten Sie sich im Straßenverkehr wie ein Profi. Das erwartet man von Ihnen. Fahren Sie defensiv und rechnen Sie mit Fehlern, die andere machen: Erstens machen auch Sie Fehler und zweitens verfügt der private Durchschnittsfahrer selten über die gleiche Routine wie Sie als Taxifahrer.
  • Der Rückspiegel dient nicht nur zum Betrachten von besonders attraktiven Fahrgästen sondern auch zum Beobachten des nachfolgenden Verkehrs. Gerade Busfahrer, Brummi-Piloten und Motorradfahrer können ein leidiges Lied von Taxifahrern anstimmen, die das Taxi kinoreif zum Stehen bringen, nur weil doch da ein Fahrgast winkt.
  • An einem Taxi-Halteplatz dürfen nur betriebsbereite Taxen stehen. Wenn Sie einkaufen gehen wollen, nutzen Sie ihn nicht als Parkplatz.
  • Rücken Sie mit Ihrem Taxi an einem Halteplatz vor, so dass keine Lücken entstehen. Sieht nicht nur hübscher aus sondern ist gesetzlich auch so bestimmt. Außerdem dankt es Ihnen jedes Taxi, welches weiter hinten steht.
  • Beachten Sie, dass das Bereithalten außerhalb der Taxihalteplätze nur bedingt erlaubt ist (nämlich nachts und zu besonderen Anlässen) und gerne als Ordnungswidrigkeit geahndet wird. Das LABO sowie die Berliner Ordnungsämter gehen diesem Umstand gerne nach und kontrollieren in der letzten Zeit verstärkt ‚bekannte‘ Plätze. Natürlich ist auch keine Funkzentrale daran interessiert, dass vor den ‚eigenen Kunden‘ lauter Taxis bereitstehen und nach Lust und Laune die Fahrgäste einladen. Entsprechende Hinweise werden gerne an das jeweilige Ordnungsamt weitergegeben.

Bei der Gelegenheit sei kurz erwähnt, dass das Bereithalten an der Haupthalle am Flughafen Tegel generell nicht gestattet ist. Manch einen kümmert es zwar nicht, aber es könnte teuer werden. Unkollegial ist es auf jeden Fall.

Bitte vermeiden Sie das unerlaubte Kopieren von ganzen Texten oder auch nur Passagen. Gerne können Sie auf diese Seite verweisen oder mit Angabe der Quelle daraus zitieren. Aber alles andere bedarf der ausdrücklichen Genehmigung.

Dieser kleine Knigge wird wohl nie fertig werden. Aber wir bemühen uns, ihn ständig zu erweitern. Außerdem nehmen Sie bitte nicht alles so ernst und fühlen sich nicht auf den Schlips getreten. Die allermeisten Berliner Taxifahrer machen ihren Job mehr als gut.